10. Okt 2023
Oskar Neugier, der Rasende Reporter vom InterWall hat erkundet, was es damit auf sich hat.
Hallo Leute, hier ist Oskar Neugier. Vor wenigen Tagen hat mich eine Einladung erreicht, die ich wirklich phantastisch finde. Ich bin ins Kinder- und Jugendhaus „InterWall“ nach Dresden Gorbitz eingeladen. Sie nennen es das „IW“. Hier habe ich eine Verabredung mit Hendrik Grimm, einem der Mitarbeiter* des Hauses. Das „IW“ öffnet am Nachmittag für Kids, damit die ihre freien Stunden nach der Schule mit Spiel, Sport, Musik oder einfach da sein verbringen können.
Ich komme zur Tür rein. Gerade spielen zwei am Billardtisch. Munter geht es im Tobe-Raum zu. An einem langen Tisch wird gezeichnet. Musik aus der Box kommt aus dem Tischtennisraum.
Ich suche mir einen Platz. Mit einer Tasse Kaffee in der Hand beobachte ich das Treiben. Hendrik setzt sich zu mir und lacht.
"Geschafft", schmunzelt der Sozialpädagoge vom Kinder- und Jugendhaus „InterWall“.
"Oskar, willst du es mal sehen?" fragt mich Hendrik.
"Ja, klar möchte ich es sehen. Deswegen bin ich hier", sage ich und folge ihm.
„Dann komm!“
Wir passieren die tobenden Kinder. Hendriks Schlüssel dreht sich im Schloss. Die gelbe Tür hinter dem Tobe-Raum geht auf.
"Voila!"
Gleich links steht ein altes Klavier. Meine Augen laufen im Kreis durch den Raum. Schlagzeug, Elektrogitarre und Melodie Gitarre. "Wow!", die glänzen neu und unberührt. Weiter schwenkt mein Blick: ein Keyboard vom Feinsten, Musikboxen, Kabel und Mikrofone auf Stativen. Gedämpftes Licht. Vorhänge schlucken den Schall.
Hendrik schaut mich schmunzelnd an. Ich staune und schmunzele zurück.
„Fliegen so viele Instrumente einfach vom Himmel?“ frage ich. "Woher habt Ihr all diese schönen Teile?"
"Woher?"
"Ja, woher?"
"Zuerst hatten wir ein paar alte abgelegte Instrumente. So zum Schrammeln. Wer wollte konnte ein bisschen darauf herumprobieren. Als dann letzten September Kids ins Haus kamen, die schon musikalische Vorkenntnisse hatten… na ja, da waren diese Instrumente eher weniger brauchbar. Musik wurde aber zum Thema im Haus.“
„Dann wurde geträumt, oder?“
„Genau, ein paar Träume oder Wünsche wurden laut und lauter und noch lauter. Wer hat nicht gern eine schöne Gitarre in der Hand?“
Ihr müsst wissen, Hendrik selbst ist Freizeitmusiker an der Gitarre. Er weiß, wovon er redet.
„Aber Geld hatten wir keines. Unser Leiter, Uwe, sagte: ‚Lasst uns spinnen, Geld findet sich.‘“
„So geht das?“
„Kann sein. Es begann im Februar mit Frau Dr. Eva Maria Stange. Sie ist Politikerin und eine ehemalige Kultusministerin von Sachsen. Und sie kommt vom Rotary Club Dresden Canaletto. Sie sagte, sie bringe eine Spende von 500 € mit.“
"Eine schöne Spende."
"Das kannst du laut sagen. Das war der Start. Wir haben Danke gesagt und versprochen: wir machen Musik aus dem Geld."
"Musik aus Geld?"
"Ein Bild für eine Idee. Wir wollten schon immer einen größeren Musikraum haben. Für das Geld würden wir neue Instrumente kaufen."
"Verstehe, und die Spende hat für all diese Instrumente hier gereicht?"
"Natürlich nicht.“
"Was passierte dann?"
"Wir haben weiter überlegt, was gut und wichtig wäre für so einen Raum. Dazu schreibt man dann ein Konzept. Dann haben wir andere gefragt, ob sie uns helfen wollen."
"Wen zuerst?"
"Die Sozialdiakonische offene Jugendarbeit - SOJA."
"SOJA?"
"Ja, wie die Bohne. Das ist ein Arbeitsbereich bei der evangelischen Kirche."
"Wie viel gab es von dort?"
"Stell dir vor, 2000.- €."
"Echt cool."
"Es kommt noch besser. Frau Dr. Stange rief an und gab uns einen weiteren Tipp."
"Welchen?"
"Fragt mal beim Sächsischen Musikrat nach, die helfen bei solchen Projekten gern..."
"Und das habt ihr gemacht..."
"Ja, dort arbeiten sehr freundliche Menschen. Es ging recht einfach. Wir durften eine Wunsch-Instrumenten-Liste schreiben. Daraus wurde ein Antrag."
"Ich möchte auch eine Wunschliste schreiben."
"Nur für Instrumente für Kids. Diese Instrumente haben wir im Sommer bekommen. Sie sind geliehen. Wir geben gut darauf Acht. Dann musste noch ein bisschen umgeräumt werden. Jetzt gibt es hier einen fantastisch eingerichteten Probenraum. Ich freue mich darauf."
"Für wen wird dieser Probenraum sein?"
"Für Kinder und Jugendliche, die Musik machen wollen. Proben können hier Anfänger und kleine Bands. Ich betreue den Raum. Wer rein möchte, der meldet sich bei mir. Dann finden wir Zeit zum Üben."
"Das klingt gut."
"Wir nennen den Raum 'music room'. Das ist Englisch. Es steht für Musikzimmer. Zu uns kommen auch Kinder und Jugendliche, die andere Sprachen sprechen. Musik ist eine Sprache, die jeder versteht. Musik verbindet viele Menschen."
Ich werfe einen zweiten Blick auf die Instrumente. Gefällt mir wirklich gut, dieser „music room“. Und der fröhlich dreinblickende Hendrik… das ist prima. Es sieht gemütlich aus, denn ein Sofa gibt es hier ebenfalls. Ein schöner Probenraum.
„Und? Ist schon alles komplett?“
Hendrik schaut mich mit einem offenen Lachen an.
„Die Welt des Musikmachens ist eine weite Welt…“
„Das heißt, es gibt noch mehr Wünsche.“
„Immer.“
„Was fehlt?“
„Die nächste Idee ist, eine einfache Aufnahmetechnik anzuschaffen. Dann können Bands kleine Demoaufnahmen machen.“
„ich sehe schon. Es öffnet sich ein weites Feld.“
„Ja, tut es.“
"Hendrik", sage ich, "ich wünsche Euch gutes Gelingen für Euren Musikraum im "InterWall".“
Dann greife ich mir ein Stück Apfelkuchen – im IW selbst gebacken - und beiße voller Genuss hinein.
Am Donnerstag, dem 28. September 2023, von 16.30 – 17.30 Uhr wurde der Raum im „InterWall“ offiziell für alle aufgemacht. Ich war da. Und ein paar von den Förderern auch.
Euer Oskar Neugier