11. Dez 2024
Es herrscht viel Betrieb in der Frühförderung. Kinder und Familien sind in den heutigen Zeiten oft zutiefst verunsichert, überreizt und überfordert mit allen Anforderungen, die unser gesellschaftliches Leben mit sich bringt.
Unser soziales Gefüge mit Bildungs- und Gesundheitswesen kommt zunehmend selbst an die Grenze. Die vielen engagierten Fachkräfte im System bemühen sich im Gestrüpp komplexer Strukturen trotz allem immer wieder darum, Kindern mit besonderen Lebenserschwernissen und ihren Eltern Wege zu ebnen. In der Frühförderung erleben wir über Jahre einen hohen Bedarf, trotz gerade sinkender Geburtenraten. Immer wieder erhöhen wir kleinschrittig unsere Kapazität, um die langen Wartezeiten von mehreren Monaten zu verkürzen. Jeden Tag verbringen wir Zeit in Familien und mit den Kindern und dürfen dabei unser aller Menschsein in seiner Vielfältigkeit hautnah erleben. Unsere Arbeit fordert uns heraus, gibt uns aber auch viel zurück.
Im Jahr 2024 konnten wir in Sachsen unsere „Landesrahmenvereinbarung für Früherkennung und Frühförderung“ gemeinsam mit Krankenkassen, überörtlichen Eingliederungshilfeträgern und den Verbänden neu verhandeln. In ganz kleinen Schritten kommen wir vorwärts. So haben wir jetzt ein wenig mehr Zeit für Diagnostik und Beratung, um die Situation der Kinder zu erfassen und eine familienorientierte und passgenaue Förder- und Behandlungsplanung anzubieten.
Es gilt zudem, die Zusammenarbeit mit den vielen niedergelassenen therapeutischen Praxen zu intensivieren, die wir mit der Behandlung der Kinder beauftragen. Und auch die Kinderärzte müssen dringend mitgenommen werden angesichts der ständigen strukturellen und administrativen Veränderungen.
Darüber hinaus steht uns eine gravierende Strukturveränderung bevor. Angesichts der bundespolitischen Situation steht es zwar aktuell wieder in den Sternen, wann und in welcher Form das neue inklusive Kinder- und Jugendhilfegesetz kommen wird. Aber die Stadt Dresden hat sich vorgenommen, ihre Stadtverwaltung über ein Modellprojekt schon ab 2026 darauf auszurichten. Für uns bedeutet es, dass wir unsere seit über dreißig Jahren aufgebaute sehr enge und gute Zusammenarbeit mit dem Sachgebiet Eingliederungsleistungen des Sozialamtes Dresden aufgeben müssen. Die Bearbeitung aller Frühförderanträge wird zukünftig über die Allgemeinen sozialen Dienste des Jugendamtes erfolgen. Dies ist für alle eine große Herausforderung… für uns heißt es, unsere Arbeit neu zu erklären und transparent zu machen… für das Jugendamt heißt es, sich mit einem fast völlig unvertrauten Thema zu befassen in einer völlig neuen Sprache (ICF-CY). Die Vorbereitungen laufen bereits und wir sind motiviert und bemüht, uns konstruktiv im Prozess einzubringen, damit eine möglichst reibungsfreie „Übergabe“ erfolgen kann. Wir hoffen, dass uns dies mit allen Partnern gemeinsam gut gelingt, um für die Familien wie gewohnt der so dringend gebrauchte Ansprechpartner zu sein.
An dieser Stelle möchte ich Danke sagen: an unsere Geschäftsleitung, an den Landesverband der Lebenshilfe und an die Liga der freien Wohlfahrtspflege Sachsen für ihre sehr verlässliche und stetige Unterstützung!
Annegret Zobel, Leiterin Frühförderung